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1.12.06

Bern bald mit Baldachin

Erleichterung in Bern: Die Stadt darf den Glasbaldachin über dem Bahnhofplatz doch bauen. Der Kanton sieht keinen Widerspruch zum Denkmalschutz.

Zwischen dem Berner Bahnhofsgebäude, dem altehrwürdigen Burgerspital und der denkmalgeschützten Heiliggeistkirche wird in zwei Jahren ein ausladender, sanft geschwungener Glasbaldachin die Passanten vor Regen und Schnee schützen. Wie die kantonale Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion gestern mitgeteilt hat, darf das Dach über dem Bahnhofplatz gebaut werden. Sie hebt damit einen Entscheid von Regierungsstatthalter Alec von Graffenried auf, der letzten April die Baubewilligung verweigert hatte.

Uneinigkeit

Der Statthalter hatte sich bei seinem abschlägigen Entscheid auf ein Gutachten des emeritierten ETH-Professors für Denkmalpflege, Georg Mösch, gestützt. Dieser kritisierte, dass der Baldachin die Sicht auf das historische Stadtbild beschneide und dadurch die beiden national bedeutsamen Baudenkmäler Heiliggeistkirche und Burgerspital zu stark beeinträchtige. Obwohl die Stadt Bern ein gegenteiliges Gutachten besass, sprach sich von Graffenried für einen «maximalen Schutz». Gegen diesen Entscheid reichte die Stadt beim Kanton umgehend Beschwerde ein. Denn zum einen hatte das Stimmvolk im Juni 2005 den neuen Baldachin samt Bahnhofssanierung und einer Entflechtung des Verkehrs klar gutgeheissen. Zum andern wollte Bern während der Euro08 mit einem modernen Bahnhofsplatz und «einer würdigen Visitenkarte» vor dem internationalen Publikum glänzen.

Aufatmen

Wie die kantonale Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion gestern mitteilte, widerspricht der Baldachin nicht den massgebenden Denkmalschutz- und Ästhetikbestimmungen. «Die Fachmeinungen», so hält sie fest, «halten sich ungefähr die Waage.» Weiter wertete sie das Ja des Souveräns zum neuen Bahnhofplatz als «Indiz dafür, dass der Baldachin von einem grösseren Teil der Bevölkerung bejaht wird».

Der Entscheid wurde in Bern mit Erleichterung aufgenommen: Ein definitiver Bauabschlag wäre für das Ansehen der Stadt «schlimm» gewesen und hätte aus dem sanierungsbedürftigen Bahnhof eine «Dauerbaustelle» gemacht, sagte Gemeinderätin Regula Rytz auf Anfrage.

www.nachrichten.ch Barbara Lauber 30.11.2006
Bern Info

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