g26.ch

27.2.06

Louvre «vermietet» Meisterwerke

Der Louvre in Paris hat eine neue Einnahmequelle entdeckt.

Paris - Das amerikanische High Museum in Atlanta muss für die Louvre-Leihgaben tief in die Taschen greifen: 13 Millionen Euro für rund 183 Kunstwerke, darunter Meisterwerke wie «Der Evangelist Matthäus mit dem Engel» von Rembrandt sowie «Die Badenden» von Fragonard.
Die Werke werden ab kommenden Oktober für knapp ein Jahr in dem von Renzo Piano neu renovierten Museum zu sehen sein. Der Deal - Kunstwerke gegen Geld - schlägt in der Pariser Museumswelt hohe Wellen. Viele der französischen Museumsdirektoren befürchten einen «Ausverkauf» der Werke, der renommierte Kunsthistoriker und -kritiker Didier Rykner warnt vor der «Globalisierung der Kunstwerke». Mit einem Teil der kolossalen Summe will der Louvre seine Säle renovieren, die dem Mobiliar des 18. Jahrhunderts gewidmet sind.

Der Louvre hat eine neue Finanzierungsquelle gefunden, die auch in Frankreichs Presse sehr umstritten ist. Die Frage lautet, wo die Grenzen einer solchen Politik erreicht sind. «Zum Glück haben sie uns noch die «Mona Lisa» gelassen», sagen Kritiker nicht ohne Ironie. «Die Werke sind nationales Kultureigentum. Damit macht man keine Geschäfte», heisst es sogar im näheren Umfeld des Museums.

Doch der Direktor des Pariser Kunsttempels, Henri Loyrette, sieht keinerlei Grund zur Beunruhigung. «Bei dem Abkommen zwischen dem Louvre und dem High Museum von Atlanta handelt es sich um eine neue Art der Partnerschaft.» Eine Partnerschaft, die sozusagen auf der Grundlage einer Vermietung beruht.

Der Louvre stand bisher im Ruf, ein schlechter «Verleiher» zu sein. Für die grosse Raffael-Ausstellung im Jahr 2002 im Pariser Musée Luxembourg war sogar eine staatliche Anordnung notwendig, damit der Louvre sich von seinem Raffael-Werk «Das Porträt von Baldassare Castiglione» für die Zeit der dreimonatigen Ausstellung trennte.

Dieses Gemälde, ein Meisterwerk der Renaissance, steht ebenfalls auf der Liste der Bilder, die nach Atlanta gehen. Das um 1515 entstandene Werk hat Frankreich bisher noch nie verlassen. «Wir sind nicht verrückt. Bestimmte Meisterwerke werden den Louvre nicht für die Dauer von elf Monaten verlassen. Der Raffael wird für drei Monate ausgeliehen», sagt Vincent Pomarède, der Leiter der Gemäldeabteilung des Louvre.

Henri Loyrette ist seit 2001 der Direktor des Louvre. Seitdem weht dort ein neuer Wind. So hat der Ölkonzern Total als zahlungskräftiger Mäzen mit mehreren Millionen Euro die Restaurierung der prächtigen Apollo-Galerie mitfinanziert, die im November 2004 eröffnet wurde. Einen Rekord in der Geschichte des Mäzenatentums des Louvre stellte der saudi-arabische Prinz und Milliardär El Walid bin Talal mit seiner Spendenfreudigkeit auf. 17 Millionen Euro gab er für die Gründung einer neuen grossen Abteilung für islamische Kunst.

www.rundschau-online.de Sabine Glaubitz 26.02.2006

Powered by Blogger