Der Askarija-Schrein und seine Geschichte
Der Anschlag auf den als «Goldene Moschee» berühmte Askarija-Schrein könnte, da sind sich Beobachter einig, einen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten im Irak auslösen. Denn die Moschee ist eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten. ARD-Hörfunkkorrespondent Björn Blaschke über die Geschichte der «Goldene Moschee».
Mit Ali, der sozusagen der Begründer der Schi’a war, zählen die Schiiten nach dem Tod des Propheten Mohammed insgesamt zwölf Imame - oder auch Gemeindeoberhäupter. Der elfte Imam, al Hassan, erhielt den Beinamen al Askari, der Soldat. Indes war er keiner; er war vielmehr Gefangener in einem Heerlager, das der im 9. Jahrhundert herrschende Kalif in seiner Hauptstadt Samarra errichtet hatte. Als Hassan al Askari um den Jahreswechsel 873/874 starb, wurde er neben dem zehnten Imam beigesetzt; neben seinem Vater, auf dem Grundstück des eigenen Hauses.
Einige schiitische Gruppen glauben, dass der 12. Imam, mithin der Sohn Hassans, von diesem Gebäudes entrückt sei und seither im Verborgenen lebe. Er, der Mehdi, soll vor dem Jüngsten Gericht zurückkehren, um einer Welt voller Unterdrückung Gerechtigkeit zu bringen. Wie auch immer: An der Stelle des Privathauses erhebt sich heute der Schrein der Askarija - der beiden Askaris.
Als die Kuppel der Moschee, die zu den grössten der Welt zählt, 1905 fertig gestellt wurde, war sie mit 72'000 goldenen Platten verkleidet. Der Anschlag auf die Moschee war mithin eine kunsthistorische Schändung, aber - und das wiegt wahrscheinlich noch viel schwerer - auch die Schändung eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten.
In den vergangenen Monaten wurden vielfach Moscheen der Schiiten attackiert, jedoch nie eine so wichtige. In einer Zeit, da die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten ohnehin sehr gross sind, könnte das nicht nur zu Racheaktionen führen, sondern zu einem offenen Bürgerkrieg.
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Siehe auch: Samarra
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