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7.7.06

Europa sucht Bureau in Bern

Der österreichische EU-Diplomat Michael Reiterer steht kurz vor seiner Ernennung zum ersten Vertreter der Europäischen Union (EU) in Bern.

Was Brüssel noch fehlt, sind Büroräume in der Bundesstadt. Die Botschaft möglichst in der Nähe des Bundeshauses sollte noch dieses Jahr eröffnet werden.

Wenn EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Montag Bundespräsident Moritz Leuenberger in Brüssel zum Staatsbesuch empfängt, wird er ihm sehr wahrscheinlich den Namen des zukünftigen Vertreters der EU-Kommission in Bern mitteilen können.

Denn gemäss Emma Udwin, der Sprecherin von EU-Aussenkommissarin Benita Ferrero-Waldner, steht das Ernennungsverfahren für den ersten «EU-Botschafter» in Bern kurz vor dem Abschluss.

Die EU-Kommission hat ihn bereits ernannt, voraussichtlich am Freitag werden die EU-Staaten konsultiert. Ihre Zustimmung gilt als Formsache.

Von Japan in die Schweiz

In Brüssel verdichten sich die bereits seit Monaten kursierenden Gerüchte, dass die Wahl auf den österreichischen EU-Diplomaten Michael Reiterer gefallen ist. Der 51-jährige Jurist ist gegenwärtig stellvertretender Leiter der EU-Delegation in Japan.

Offiziell bestätigt wird die Wahl nicht. «Wir geben den Namen erst bekannt, wenn die Zustimmung der Schweiz vorliegt», sagt Udwin.

Laut dem Sprecher des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA), Lars Knuchel, dauert das Verfahren für das so genannte Agrément, die Zustimmung der Schweiz als Gastland, mindestens fünf Wochen. Federführend ist die Abteilung Protokoll im EDA.

Lange Zeit in Genf

Reiterer kennt die Schweiz, genauer das kosmopolitische Genf gut. Er hatte hier studiert, für das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge gearbeitet und war zu Beginn der 90er-Jahre österreichischer Unterhändler in der Uruguay-Runde der WTO-Vorläuferorganisation GATT.

Reiterer ist in seiner diplomatischen Karriere im Auftrag Österreichs und der EU sehr weit in der Welt herumgekommen: Er war nicht nur lange in Asien, sondern auch in Westafrika, Wien und Brüssel stationiert.
Neben seiner Tätigkeit als EU-Diplomat ist er gegenwärtig Dozent für internationale Beziehungen an der Universität seiner Heimatstadt Innsbruck.

Botschaft gesucht

Brüssel wird also einen Mann mit weitem Horizont nach Bundesbern schicken. Noch aber hat man keine passende «Botschaft» gefunden.

Die Suche läuft laut gut informierten Kreisen auf Hochtouren. Man hat zehn Objekte in Bern geprüft und teilweise aus Sicherheitsgründen verworfen.

Ein Objekt wäre geeignet gewesen, aber Brüssel hatte mit der Zusage zu lange gezögert. Gesucht werden Arbeitsräume für bloss sechs Personen in der Nähe des Bundeshauses - die «EU-Botschaft» wird man sich also eher bescheiden vorstellen müssen. Die Eröffnung soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Wenigstens eine Wohnstätte für Reiterer hat Brüssel bereits entdeckt: Die Residenz des zukünftigen «EU-Botschafters» liegt laut gut informierten Kreisen am kleinen Egelsee im Osten Berns.

www.swissinfo.org Simon Thönen Brüssel 06.07.2008

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