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23.3.06

Unicef: «Wasser darf kein Luxus sein»

Mangel trifft vor allem Kinder

Weltweit stirbt alle 15 Sekunden ein Kind wegen Wassermangels oder fehlender sanitärer Einrichtungen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef leiden rund 400 Millionen Kinder unter der ungenügenden Wasserversorgung. In einer in Mexiko-Stadt veröffentlichten Erklärung der UN-Organisation hiess es, bei den Kindern im Alter unter fünf Jahren sei Durchfall infolge schlechter Hygienverhältnisse die häufigste Krankheit. Viele Kinder seien dadurch so geschwächt oder beeinträchtigt, dass sie nicht zur Schule gehen könnten. In vielen Entwicklungsländern ergibt sich demnach ein Teufelskreis: Wegen mangelnder Bildung gelingt es den Kindern nicht, sich aus dem Elend zu befreien. Die Folge sei «chronische Unterentwicklung».

«Da wo ich lebe, können Kinder oft nicht zur Schule gehen, weil schmutziges Wasser sie krank gemacht hat», berichtet die 16-jährige Dolly Akhter, die in einem Slum in Bangladesh über Hygiene aufklärt und mit Unterstützung von Unicef zum Weltwasserforum nach Mexiko gekommen ist. «Wir sind hier, um den Politikern zu sagen, dass sie mehr tun müssen, damit Kinder gesund aufwachsen und zur Schule gehen können. Das ist unser Recht und ihre Verantwortung.»

Schlechte Aussichten für Afrika und Asien

Jeder sechste Bewohner der Erde hat bis heute keinen Zugang zu sauberem Wasser. Und nahezu die Hälfte der Menschheit muss ohne Latrinen und Abwasserentsorgung auskommen. Die internationale Gemeinschaft hat sich zwar zum Ziel gesetzt, den Wassernotstand bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Unicef befürchtet jedoch, dass Afrika und Asien dieses Ziel nicht erreichen werden. In den kommenden Jahren müssten dazu allein eine Milliarde Slumbewohner mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen versorgt werden.

Am schlimmsten ist die Lage laut Unicef in den Ländern südlich der Sahara, wo 43 Prozent der Bevölkerung ohne sauberes Trinkwasser auskommen müssten. Daraus resultierende Krankheiten in Kombination mit Mangelernährung führten dazu, dass jedes fünfte Kind vor seinem fünften Geburtstag sterbe.

In Asien leben nach wie vor die meisten Menschen, die ohne genügend sauberes Wasser auskommen müssen und unter unhygienischen Verhältnissen leben. Allein in China und Indien gelangen die Abwässer von mehr als 1,5 Milliarden Menschen ungefiltert in die Umwelt. Zudem gefährdet die Verseuchung des Grundwassers mit Arsen und Fluoriden in vielen Teilen Asiens die Gesundheit von rund 50 Millionen Menschen.

Insbesondere Mädchen leiden unter dem Wassermangel und schlechten hygienischen Bedingungen. Viele von ihnen müssen täglich stundenlange Fussmärsche auf sich nehmen, um in Kanistern, Eimern oder Krügen Wasser zu beschaffen. Allein in Afrika gehen nach einer Schätzung jährlich 40 Milliarden Arbeitsstunden durch Wasserholen verloren. Der Wasser-und Hygienenotstand hat gravierende wirtschaftliche Folgen: Weltweit beläuft sich der wirtschaftliche Produktivitätsverlust durch ausgefallene Arbeits-und Schulstunden aufgrund von Wassermangel auf rund 63 Milliarden US-Dollar pro Tag.

www.tagesschau.de 21.03.2006

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