g26.ch

16.3.06

Kritik von Ärzte ohne Grenzen

Kaum Medizin für arme Länder

Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat kritisiert, dass Menschen in ärmeren Ländern der Zugang zu neuen Aidsmedikamenten kaum möglich ist. Jüngstes Beispiel dafür sei die Weiterentwicklung eines Kombinationspräparates des Pharmaherstellers Abbott, das bislang nur für den US-Markt zugelassen ist. Dieser verbesserte Proteasehemmer (Lopinavir/Ritonavir) sei im Gegensatz zur alten Version ohne Kühlschrank lagerbar und deshalb für Entwicklungsländer sehr sinnvoll, betonte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Berlin.

Das Medikament kam im November 2005 in den USA auf den Markt. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen will Abbott zunächst die Zulassung in der Europäischen Union abwarten, um dann Anträge auf Zulassung in Entwicklungsländern zu stellen. "Das kann eine jahrelange Verzögerung für jene Patienten bedeuten, die von dem Medikament am meisten profitieren", kritisierte die Hilfsorganisation. Abbott Deutschland gab dazu zunächst keine Stellungnahme ab.

Das derzeit in Entwicklungsländern vertriebene Vorgängermittel besteht aus einer Kapsel, die gekühlt gelagert und abhängig von der Nahrungsaufnahme eingenommen werden muss. Ärzte ohne Grenzen wird die neue Version des Medikaments nun am Hauptsitz von Abbott Laboratories in Chicago bestellen. Die neue Version kostet auf dem US-Markt jedoch etwa das 20-Fache der in den Entwicklungsländer üblichen Formulierung.

In einem Offenen Brief mit der Forderung nach modernen und kostengünstigen Medikamenten für arme Länder wandten sich Aids- Organisationen und Wissenschaftler an die Geschäftsführung von Abbott.

www.n-tv.de 15.03.2006
www.msf.ch

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