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22.3.06

Schweiz: Zoll kommt teuer

Einnahmen des Staates sind geringer als die Kosten für die Wirtschaft

Die Schweizer Wirtschaft wird durch die Zollgrenzen zur EU erheblich belastet. Laut einer Studie des Schweizer Think Tanks «Avenir Suisse» kosten die Zollschranken die eidgenössischen Betriebe 3,8 Mrd. Franken (2,4 Mrd. Euro) pro Jahr. Die Staatseinnahmen durch Zölle belaufen sich hingegen nur auf 1 Mrd. Franken (636 Mio. Euro). Sowohl Exporte als auch Importe würden durch die Zollschranken verteuert — die Exporte um 1,9, die Importe um 2,3 Prozent. Ein Wegfall aller Zölle zur EU würde hingegen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,85 Prozent ansteigen lassen.

Viele Formalitäten

Am meisten ins Gewicht fallen die Formalitäten: Faktoren wie Zollabfertigung oder Mehrwertsteuerabrechnung machen die Hälfte der Mehrkosten für Schweizer Unternehmen aus. Transporte werden durch Grenzwartezeiten verteuert: Schweizer Zollübergänge sind in der Nacht und an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Bestimmte Geschäftstätigkeiten wie etwa die rasche Lieferung von Ersatzteilen seien dadurch unmöglich. Und auch der so genannte Ursprungsnachweis kommt teuer: Um zollfrei in die EU exportieren zu können, müssen Schweizer Firmen nachweisen, dass ihre Produkte zu mindestens 50 Prozent in der Schweiz hergestellt wurden.

Darüber hinaus haben die Firmen die Kosten für die Zulassung ihrer Produkte in der EU zu tragen. Abhilfe schaffen könnte laut «Avenir Suisse» eine Zollunion mit der EU. Diese wäre allerdings eine «Radikallösung». Denn die Schweiz müsste dabei die Aussenhandelspolitik der EU übernehmen, sämtliche Zölle auf landwirtschaftliche Einfuhren aus der EU abschaffen und den Mehrwertsteuersatz von derzeit maximal 7,6 auf mindestens 15 Prozent anheben.

www.wienerzeitung.at 21.03.2006

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