Guantánamo - Häftlinge ohne Anklage
Nur ein Bruchteil der Häftlinge Al-Qaida-Kämpfer
Einem Bericht von zwei Häftlingsanwälten zufolge hat mehr als die Hälfte der Gefangenen im US-Lager Guantánamo keinen «feindseligen Akt» gegen die USA oder ihre Verbündeten begangen. Lediglich acht Prozent der Häftlinge sind demnach Al-Qaida-Kämpfer.
Die Häftlingsanwälte haben Dokumente des US-Verteidigungsministeriums analysiert. 55 Prozent der so genannten «feindlichen Kämpfer» hätten keinen «feindseligen Akte gegen die USA oder ihre Alliierten» begangen, heisst es in dem Bericht. Nur acht Prozent von ihnen seien als Kämpfer der Terrororganisation Al Qaida eingestuft worden.
Andere Gefangene werden dem Bericht zufolge vom Pentagon lediglich als «Mitglieder» oder «Gefolgsleute» des Netzwerks von Osama bin Laden, der Taliban oder anderer Organisationen aufgeführt. Manche dieser Gruppierungen seien aber nicht auf den offiziellen Listen der Terrororganisationen verzeichnet.
93 Prozent der Häftlinge seien nicht von der US-Armee oder ihren Verbündeten festgenommen worden, sondern von den pakistanischen Behörden oder der afghanischen Nordallianz. Bei 44 Prozent der Verhafteten machte das Pentagon keine Angaben darüber, wie sie in die Hände der USA gerieten. Einige Gefangene wurden demnach von Kopfgeldjägern übergeben, deren Glaubwürdigkeit nicht überprüft worden sei.
In Guantánamo sitzen rund 500 Häftlinge ein, die grosse Mehrheit wird seit Jahren ohne formelle Anklage festgehalten. Menschenrechtler haben wiederholt die Schliessung des Lagers gefordert.
www.rp-online.de 09.02.2006
Siehe auch: Guantánamo
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