Von nuetzlichen Wassern
Bis ins 15. Jahrhundert dienten hauptsächlich Grundwasserbrunnen der öffentlichen Wasserversorgung. Ein einziger dieser Brunnen fliesst heute noch: der Stettbunnen (Stett bedeutet Stadt) am untern Ende der Brunngasse.
Beim Umbau der Staatskanzlei an der Postgasse wurde der heute trockene,um 1250 erbaute Lenbrunnen wiederentdeckt. Diese Brunnen entstanden dank der günstigen geologischen Verhältnisse im Untergrund der Aarehalbinsel (wasserführende Kiesschichten auf wasserunduchlässigem Gestein in relativ geringer Tiefe). Der Lenbrunnen trocknete aus, weil Keller und Fundamente der Häuser im Laufe der Zeit in die Grundwasserschicht hineingebaut wurden und so das Wasser nicht mehr zum Brunnen fliessen konnte.
Fünf dieser Brunnen befanden sich innerhalb des urspünglichen Stadtperimeters. Ein weiterer Brunnen versah seinen Dienst im ersten Stadtgraben (im nördlichen Teil des heutigen Kornhausplatzes), der nach dem Brand von 1405 aufgeschüttet wurde. Dazu gab es noch einige Sodbrunnen, die das Wasser ebenfalls aus der Grundwasserschicht bezogen. Der wohl älteste, über 18 Meter tief, kann im Nydegghöfli besichtigt werden.
Zu Beginn des 15. Jh. genügte die Wasserversorgung nicht mehr. Nach dem heissem Sommer 1393 «wurden die stokbrunnen ze Bern in die statt geleit» schreibt Conrad Justinger in seiner Chronik. Dazu wurde eine für Bern neue Technologie mit hölzernen Röhren, den sogenannten Teucheln oder Dünkeln, eingesetzt. Am Anfang des 16. Jh. gab es in Bern neben den alten Grundwasserbrunnen drei Druckwasserleitungen, die die neuen öffentlichen Stockbrunnen versorgten. Die meisten standen in den Hauptgassen, einer wurde 1502 auf dem neu erbauten Kornhausplatz errichtet. Alle Brunnen bestanden ursprünglich aus hölzernen Stöcken und Trögen. Die monumentalen Standbilder, die die meisten heutigen Brunnen schmücken, wurden zwischen 1540 und 1548 vom Bildhauer Hans Gieng geschaffen.
Eine dauerhafte Lösung fand das Wasserproblem der Stadt erst 1585, als es gelang, mittels eines mechanischen Pumpwerks das Wasser der Küngsbrunnenquelle im Bereich des heutigen Brunnmattschulhauses auf den höchsten Punkt des Inselareals anzuheben und in die Stadt zu leiten. Damit war die Wasserversorgung der Stadt bis ins 19 Jh. gesichert. In den folgenden Jahrzehnten entstand allmählich die moderne Trinkwasserversorgung.
Hauptlieferant für Brauchwasser war der Stadtbach. Er trieb an seiner Mündung in die Aare fünf Mühlen an und war auch der beste Lieferant von Löschwasser. Daneben wurde er vom Gewerbe genutzt, beispielsweise von den Gerbern. Im wesentlichen lieferte er das "Spülwasser", d. h. er diente dazu, den Unrat in die Aare zu schwemmen. Dazu war ein ausgeklügeltes Schiebersystem notwendig, mit dem das Wasser in die Gassen geleitet werden konnte und mit dem auch die Ehgräben gespült wurden. Diese Abwasserkanäle verliefen zwischen zwei Gassen, dort wo die Parzellen zusammenstiessen, und dienten der Entsorgung von Abfällen und Fäkalien. In Bern gab es also keine - der Archäologie dienlichen - Latrinenschächte (Schiisgruob) wie in andern Städten. Eigentlich ein gutes Reinigungssystem, das eine leidliche Hygiene ermöglichte!
A propos Hygiene
In Bern gab es bis 1542 nur zwei Badestuben: die eine in der Matte, am Westende der Badgasse, die andere im «Badestubengraben» genannten Stadtgraben der Gründungszeit, im Bereich des heutigen Kornhausplatzes. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass zu Hause nicht gebadet wurde. Im Zuge der sich verbreitenden Lustseuche waren diese Etablissements höchst anrüchig und deshalb an den Stadtrand verbannt. Wie man weiss, wurde an solchen Orten nicht nur gebadet...
Die Berner Brunnen
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