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2.10.09

Juden

Informationstafel zur jüdischen Geschichte in der Stadt Bern.

Beim Bundeshaus Ost erinnert seit wenigen Tagen eine Informationstafel an die Geschichte der jüdischen Bevölkerung im mittelalterlichen Bern. Dort hatte sich vermutlich im 13. Jahrhundert der jüdische Friedhof befunden. Die Tafel enthält gesicherte historische Fakten über die jüdische Präsenz in Bern im Mittelalter und informiert damit über einen weitgehend unbekannten Teil der bernischen Stadtgeschichte.

Die vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern gestaltete Informationstafel beim Bundeshaus Ost informiert in Deutsch und Ivrit über das Wenige, was man heute über jüdisches Leben im mittelalterlichen Bern weiss. Verfasst wurde sie vom Historiker und Mittelalterarchäologen Armand Baeriswyl. Die neu-hebräische Übersetzung stammt von Jacob Guzman. Wegen der Bauarbeiten am Bundeshaus im vergangenen Jahr konnte die seit längerem geplante Tafel erst jetzt montiert werden.

Das Projekt für die Infotafel geht auf einen parlamentarischen Vorstoss im Berner Stadtrat zurück. Die Initianten forderten, die Stadt solle ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus errichten. Die Abteilung Kulturelles der Stadt Bern stellte das Anliegen in einem Forum zur Diskussion, in dem die Jüdische Gemeinde Bern, das Haus der Religionen, der Archäologische Dienst des Kantons Bern und Berner Kulturschaffende jüdischer Herkunft vertreten waren. Die eingesetzte Arbeitsgruppe kam zur Überzeugung, dass an Stelle eines Mahnmals eine historische Informationstafel die geeignetere Lösung sei.

Die erste jüdische Gemeinde Berns wurde 1293 durch ein Pogrom vernichtet. Auch die zweite Ansiedlung der Juden wurde gewaltsam zerstört, durch das Massaker von 1348. Anschliessend lebten nur noch einzelne Juden in Bern, bis auch diese 1427 endgültig vertrieben wurden. Erst nach 1798 durften sich die Juden wieder ansiedeln. Die Lokalisierung jüdischer Präsenz in Bern ist schwierig, sind doch fast alle Spuren seit dem Mittelalter verschwunden. Immerhin ist die Lage des Friedhofs ungefähr bekannt. Er befand sich in der Südwestecke der Stadtbefestigung von 1256, zwischen Stadtmauer und Judengasse, also an der heutigen Kochergasse, vermutlich am Ort des Bundeshauses Ost. Bei seiner Errichtung 1888-1892 fanden sich denn auch die bisher einzigen materiellen Zeugnisse jüdischer Präsenz im mittelalterlichen Bern, nämlich drei Fragmente jüdischer Grabsteine.

Jüdische Präsenz im mittelalterlichen Bern
Bern Bundesplatz

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