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27.1.06

Das WEF kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Mehr Spitzenmanager aus der Wirtschaft und weniger Politiker als in den letzten Jahren treffen sich ab Mittwoch in Davos.

Zuoberst auf der Agenda des hochkarätigen, fünftägigen Treffens stehen die aufstrebenden Märkte China und Indien sowie die technologische Entwicklung.

Mehr als 2300 Prominente – zum ersten Mal auch aus der Welt des Sports – erwarten die Organisatoren in den Bündner Alpen. Nachdem die Globalisierungskritik leiser geworden ist, dürften sie - ganz im Sinne des WEF - wieder mehr unter sich sein.

Das diesjährige World Economic Forum (WEF) gibt sich weniger politisch als auch schon. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer kommen aus der Wirtschaft, das sind so viele wie noch nie.

Von den 1000 führenden Konzernen dieser Welt versammeln sich 735 Vertreter der obersten Chefetagen in Davos.

Auch Top-Manager von 60 Schweizer Konzernen reisen ans WEF, darunter Novartis-Chef Daniel Vasella, Nestlé-Chef Peter Brabeck oder der UBS-Banker Marcel Ospel.

Die Suche nach Kreativität

Im Fokus der Diskussionen stehen die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien. «In der Weltwirtschaft verschieben sich die Gewichte von West nach Ost», sagte WEF-Gründer Klaus Schwab im Vorfeld des Jahrestreffens.

2340 Teilnehmende aus 89 Ländern werden erwartet. In 244 Sitzungen diskutieren sie unter dem Motto «Kreativer Imperativ», denn nur mit kreativen Lösungsansätzen könnten die heutigen globalen Herausforderungen gemeistert werden.

Eine davon ist der Streit um das iranische Atomprogramm, das sicher auch am WEF zu reden geben wird. So sind alle Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats genauso anwesend wie Mohammed el Baradei, Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) und UNO-Generalsekretär Kofi Annan.

Merkel zur Eröffnung

Deutlich weniger prominent als in den vorhergehenden Jahren ist dieses Mal die US-Regierung vertreten, und auch Vertreter der Palästinenser und der Israeli fehlen.

Insgesamt werden 15 Staats- und Regierungschefs sowie 60 Minister am WEF erwartet. Unter den illustren Gästen befinden sich etwa der afghanische Präsident Hamid Karsai, Iraks Premierminister Ibrahim Dschafari und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf.

Eröffnet wird das Treffen am Mittwochabend von Bundespräsident Moritz Leuenberger. Mit Spannung erwartet wird auch die Eröffnungsrede der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Jolie zu Menschenrechten

Zum ersten Mal überhaupt hat das WEF auch Kaderleute aus der Welt des Sports eingeladen. Und auch ein Hauch von Glamour wird nicht fehlen: Neben Rocksänger Bono, Musiker Peter Gabriel und Autor Paulo Coelho wird wohl vor allem Angelina Jolie für mediale Aufmerksamkeit sorgen.

Die US-Schauspielerin und Botschafterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wird an der dem WEF nahe stehenden Parallelveranstaltung Open Forum teilnehmen.

Dort diskutiert sie mit dem Chef von Human Rights Watch, Kenneth Roth, und der US-Direktorin der Weltbank, Katherine Marshall, über Menschenrechte.

Keine Grossdemo in Davos

Das Open Forum unter dem Motto «Grenzen respektieren - überschreiten - verschieben» versteht sich als Diskussions-Plattform zwischen WEF-Teilnehmern und der Öffentlichkeit.

Eine konzentrierte Demonstration gegen das WEF findet dieses Jahr nicht mehr statt. Obwohl die globalisierungskritischen Organisationen das Open Forum als «Soziales Feigenblatt des WEF» kritisieren, haben sie sich in diesem Jahr für den «dezentralen Widerstand» entschieden und Aktionstage in verschiedenen Schweizer Städten organisiert.

Und in Davos selber beschränkt sich das «Public Eye On Davos» noch auf die Verleihung seines Preises für besonders unverantwortlich handelnde Konzerne.

www.swissinfo.org 24. Januar 2006

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