Fall Osthoff
Politiker fordern rasche Aufklärung im Fall Osthoff
Deutsche Ex-Geisel soll bei ihrer Freilassung im Irak Scheine aus dem Lösegeld bei sich gehabt haben - Viele offene Fragen
Berlin - Politiker von Koalition und Opposition haben entsetzt auf Berichte reagiert, wonach die im Irak entführte deutsche Archäologin Susanne Osthof nach ihrer Freilassung Teile des von der Bundesregierung gezahlten Lösegeldes bei sich gehabt haben soll. «Von Osthoff müssen Antworten auf die offenen Fragen eingefordert werden», sagte der aussenpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Thomas Silberhorn, der WELT.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» fanden Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Bagdad mehrere tausend US-Dollar in den Kleidern der Archäologin. Die mit Gummibändern zu Bündeln zusammengebundenen Scheine seien entdeckt worden, als Osthoff eine Dusche in der Botschaft genommen habe. Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes (BKA) hätten die Seriennummern auf den Scheinen überprüft und festgestellt, dass sie aus der Lösegeldzahlung stammten. Osthoff war Ende November im Irak entführt und nach gut drei Wochen wieder freigelassen worden. Das Auswärtige Amt lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) will das Schweigen des Aussenministeriums jedoch nicht hinnehmen. «Diese Geschichte ist voller Ungereimtheiten, die aufgeklärt werden müssen», sagte der CDU-Innenexperte der WELT. Er habe Verständnis dafür, «dass die Regierung zu Fragen des Lösegeldes keinen Kommentar abgibt, und ich würde dies auch nicht verlangen», so Bosbach weiter. Er verlange jedoch Aufklärung darüber, «was man nach der Entdeckung des Geldes veranlasst hat». Bosbach: «Insbesondere interessiert es mich, ob man Osthoff befragt hat und ob sie das Geld behalten durfte.»
Eckart von Klaeden, der aussenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, ging sogar noch einen Schritt weiter. «Wenn sich herausstellt, dass Frau Osthoff gar nicht so vermögenslos ist, wie sie behauptet hat, dann ist es selbstverständlich, dass sie dem Konsulargesetz gemäss an den Kosten ihrer Befreiung beteiligt werden muss», sagte von Klaeden der «Bild am Sonntag». Weitere rechtliche Schritte müssten in jedem Fall geprüft werden. Silberhorn sagte, das Verhalten der Frau sei nicht geeignet, die Arbeit der deutschen Behörden bei künftigen Entführungsfällen zu erleichtern. Das sei «sehr unerfreulich». Auch der FDP-Innenexperte Max Stadler sagte: «Der Fall Osthoff wird immer verworrener.» Die Öffentlichkeit erwarte, dass Frau Osthoff dazu Stellung nehme, so Stadler.
Osthoff hatte nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft wiederholt für Aufsehen gesorgt. So waren ihre Angaben über die Vorgänge im Irak äusserst diffus und widersprüchlich. Die Archäologin behauptete, dass sie von einer Unterorganisation der al-Qaida im Irak entführt worden sei. Ihr Fahrer sei offenbar gefoltert worden. Gegen diesen ermitteln die irakischen Behörden inzwischen wegen des Verdachts der Beteiligung an der Entführung.
www.welt.de JoP/hl 23.01.2006
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