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1.3.09

Krankensonntag

Rede von Bundespräsident Hans-Rudolf Merz, Tag der Kranken, 1. März 2009.

Krankheit bringt nicht nur Leid - sie gibt auch Impulse: Sie zwingt uns zum Nachdenken, sie bringt Menschen näher und sie setzt Kräfte frei. Der Tag der Kranken ist seinerseits seit 70 Jahren ein positiver Impuls, der den Anliegen kranker Menschen Beachtung verschafft.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

Vor 70 Jahren rief die Waadtländer Ärztin Marthe Nicati den Tag der Kranken ins Leben. Sie legte diesen Tag auf den ersten Sonntag im März, als Symbol des anbrechenden Frühlings. Ihr Ziel war es, den Anliegen kranker Menschen mehr Beachtung verschaffen. Der Tag der Kranken sollte hierfür als Impuls dienen, wie ein Sonnenstrahl der Hoffnung, der das winterliche Eis der Krankheit taut.

Heute, 70 Jahre später, wirkt dieser Impuls immer noch. Und er ist heute genauso nötig wie damals. Heute wie damals erleben wir Menschen Krankheit, sei es, dass wir selber von ihr betroffen werden, oder dass jemand in unserem Umfeld erkrankt. Heute wie damals leiden wir, wenn wir krank sind, verspüren wir Schmerz, sind wir in unserem Alltag eingeschränkt und erleben wir Ungewissheit. Wir alle machen irgendwann diese Erfahrung. Ich habe diese frostige Kälte der Krankheit selber erst kürzlich am eigenen Herzen erlebt.

Doch bei allem Leid hat Krankheit - wie jede Krise - zum Glück nicht nur Schattenseiten: Krankheit gibt auch Impulse.

Wenn wir selber von einer Krankheit betroffen sind, zwingt sie uns zum nachdenken. Sie führt uns den Wert der Gesundheit vor Augen. Sie erinnert an unsere Vergänglichkeit und mahnt uns zur Bescheidenheit.

Wenn jemand in unserem Umfeld erkrankt, sei es in der Familie, im Freundeskreis oder im Beruf, appelliert die Krankheit an unser Mitgefühl und an unsere Solidarität. Sie fordert uns auf, für andere Menschen da zu sein. Krankheit bringt Menschen einander näher.

Krankheit spornt aber auch zum Fortschritt an. Das Streben in Gesellschaft, Politik und Medizin, das Leid der Krankheit zu lindern, hat uns weit gebracht. So haben wir in den 70 Jahren seit dem ersten Tag der Kranken beispielsweise die Tuberkulose ausgerottet, die Kindersterblichkeit gesenkt, uns solidarisch gegen Krankheit versichert und unsere Lebenserwartung um ganze 16 Jahre erhöht. Krankheit setzt Kräfte frei.

All diese positiven Impulse alleine lindern nicht das Los der Krankheit. Aber sie bekräftigen uns im Wissen, dass jedem Leid und jeder Krise auch eine Hoffnung innewohnt. In dieser Gewissheit wünsche ich Ihnen allen Mut, Kraft und Zuversicht.

www.tagderkranken.ch

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