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20.10.06

Schweizer Architektur, Grafik und Design

Mehr als nur schöner Schein: Das Berner Kornhausforum zeigt mit «Spielwitz und Klarheit» qualitativ hochwertige Arbeiten aus den letzten 50 Jahren.

In Sachen Architektur, Grafik und Design ist die Schweiz ein erfreulicher Sonderfall. «Es ist noch keine Kunst, einfach einen schönen Gegenstand herzustellen», sagt Kurator Claude Lichtenstein. In der Idee des Artefaktes müsse etwas sein, das über den schönen Schein hinausweise, um auch noch Jahre nach seiner Entstehungszeit bestehen zu können. Um bei einem breiten Publikum ein Bewusstsein für diese schwer erklärbare Qualität zu schaffen, haben Lichtenstein und sein Team die 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche mit vier Linien durchzogen und in Quadrate eingeteilt.

Entlang der Linien werden die ausgewählten Objekte entweder als Original, Plan, Modell, Fotografie oder als Film inszeniert und zugleich in einen fliessenden Entwicklungszusammenhang gestellt. Die Quadrate enthalten die Epochen 50er-, 60er-Jahre und die Postmoderne ab den 70er-Jahren sowie die Gegenwart. Roter Faden dabei sei immer das Spannungsfeld des begrifflichen Gegensatzpaares «Spielwitz und Klarheit». «Spielwitz» brauche es, um eine einfache, aber gleichwohl originelle Lösung für ein Gestaltungsproblem zu finden - die Klarheit sei nötig, diese auch tatsächlich umsetzen zu können, sagte Lichtenstein weiter.

Eindrücklich illustriert wird dies etwa mit der Textilfabrik von Danzeisen und Voser im sankt-gallischen Gossau Mitte der 50er-Jahre. Statt eine Halle mit den für den Lichteinlass üblichen dreieckigen Sheddächern zu bauen, schnitt Heinrich Danzeisen einen grossen Zylinder wie einen Cake in einzelne Stücke. Diese kippte er aneinander, um in den überlappenden Bögen das Licht in die Industriehalle hinabzuführen - und nahm damit einiges von Renzo Pianos Paul-Klee-Zentrum vorweg. Die komplexe Tragkonstruktion der Betonbänder verdankt sich wiederum gut schweizerischer Ingenieurkunst.

Als weitere Beispiele für spielerischen Erfindungsgeist, präzise Umsetzung und hohe Funktionalität gelten die Brücken von Christian Menn, Grafiken von Max Bill, Stühle von Willy Guhl oder ein futuristisches, begehbares Büchergestell von Yves Netzhammer. Zu den drei Themen der Ausstellung veranstaltet das Berner Architekturforum ein Rahmenprogramm. Die Reihe wird von Martin Heller mit dem Vortrag «Stilfragen der Heimat» abgeschlossen.

Bis 7. Januar 2007

http://www.zol.ch 19.10.2006 (sfd)
www.kornhausforum.ch
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