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23.10.06

Kino im Kunstmuseum

Anlässlich des 65. Geburtstages von Peter von Gunten widmet das Kino Kunstmuseum dem Berner Filmemacher eine Retrospektive.

Peter von Gunten hat eine breite Palette an Kurz-, Dokumentar- und Spielfilmen gedreht und dabei den Film nicht bloss als ästhetisch-formales Ausdrucksmittel, sondern als Spiegel einer engagierten Denkweise verstanden und dabei immer auch nach dessen gesellschaftlicher Relevanz gefragt. Im Mittelpunkt von Von Guntens Werk steht immer der Mensch mit seinen Überzeugungen und seiner Würde.

Im Spielfilmdebut Die Auslieferung (1974) dreht sich alles um die Figur des russischen Anarchisten Sergej Njetschajew, eines Weggenossen Bakunins, der wegen Beteiligung an einem politischen Mord in die Schweiz flüchtet und auf die in der Eidgenossenschaft grosszügig gehandhabte Asylpolitik setzt. Doch Njetschajew wird Opfer eines zwielichtigen Spiels zwischen dem zaristischen Russland und der Schweiz. Seine Auslieferung wird mit einem staatlichen Handelsvertrag aufgewogen. Kleine frieren auch im Sommer (1978) erzählt anhand einer vordergründigen Kriminalgeschichte, wie vier Jugendliche mit sich und der Umwelt im Clinch stehen und sich in einen selbstzerstörerischen Konflikt mit der Gesellschaft und deren Gesetzen verstricken.

Um das Alleinsein nach einer zerbrochenen Ehe und die Suche nach einer neuen Identität drehen sich die beiden aufeinander folgenden Fernsehspiele: Bis ds Läbe üs scheidet (1981) erzählt von einer Ehefrau, die, bisher in vermeintlich glücklicher Ehe lebend, plötzlich allein mit sich und ihrer zwölfjährigen Tochter dasteht. Bis ds Läbe üs scheidet – Em Roger si Gschicht (1982/83) ist dagegen die Dokumentation der Leidensgeschichte eines Mannes nach der Trennung.

Pestalozzis Berg (1988) ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lukas Hartmann, wo ein zutiefst enttäuschter Pädagoge in Rückblenden sein Leben und Wirken reflektiert und sich im Glauben an seine Bestimmung und an die schöpferische Kraft seiner Tätigkeit von den Schuldgefühlen gegenüber seiner Frau und seinem Kind befreien kann. Im Dokumentarfilm They Teach Us How To Be Happy (1996) nimmt sich Peter von Gunten erneut der Asylpolitik an und zeigt am Beispiel von sudanesischen Flüchtlingsfamilien, wie komplex und beschwerlich der Weg für Menschen ist, die sich in der Schweiz einem Asylverfahren stellen.

In seinem bisher letzten Dokumentarfilm Im Leben und über das Leben hinaus (2005) schliesslich thematisiert von Gunten die Geschichte der Täufer, die im eigenen Land zu Flüchtlingen geworden sind, und porträtiert heutige mennonitische Glaubensgemeinden in der Schweiz und in den USA.

Hans Hodel

www.kinokunstmuseum.ch
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