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1.10.06

Konzertreihe Johannes

Zum fünften Mal finden im Winterhalbjahr die Orgelkonzerte der Johanneskirche Bern statt. Die Konzerte, die sich ausserhalb gewöhnlicher Orgelprogramme bewegen, haben in den vergangenen Jahren grosse Beliebtheit erreicht.

Musikalische Qualität auf internationalem Niveau und interdisziplinäre Programme, die verschiedene Kunstgattungen miteinander verbinden, liessen das Publikum immer wieder in Scharen in die Johanneskirche strömen. Geboten wird stets Ungewöhnliches und Einzigartiges, seien es originale Orgelbegleitungen zu Stummfilmen, Orgel und Handglockenchor, schweizerische Grenzgänge für Alphorn, Kuhhorn und Orgel oder Wassily Kandinskys bewegte Bühnenbilder zu Mussorgskys «Bilder einer Ausstellung».

Den Saisonstart am Sonntag 22. Oktober 2006 um 17.00 Uhr macht das renommierte Vokalensemble Cantapella unter der Leitung von Karl Scheuber zusammen mit dem Winterthurer Stadtorganisten Stefan Johannes Bleicher. Unter dem Titel «Zeit und Unzeit» werden im ersten Teil des Konzerts Bearbeitungen von Sandström, Stravinsky und Gottwald zu vier bis sechzehn Stimmen erklingen.

Unzeit ist bearbeitete Zeit. Die Bearbeitung löst sich vom Original, indem sie dieses – im besten Falle – überhöht und es unter Umständen vor dem Vergessen rettet. Dem oft musealen Zugang zur älteren Musik setzt das Vokalensemble Cantapella mit seinem Programm «Zeit und Unzeit» einen klaren Kontrapunkt. Aus dem Musealen wird Aktualisierung, aus der älteren wird zeitgenössische Musik. Purcells grossartige achtstimmige Motette wurden von Sandström in andere, neuere Bahnen gelenkt. Stravinsky fügte zu gewissen Motetten Gesualdos eine Stimme hinzu, und erweiterte dadurch den Kosmos der sehr eigenwilligen «Musica riservata». Mit seinen Bearbeitungen gelang es dem verdienten Leiter der Schola Cantorum Stuttgart, Clytus Gottwald, in einem beinahe artistisch zu nennenden Unterfangen, gemischte vokal-instrumentale Werke in ein bis sechzehnstimmiges Chorgewand zu legen.

Und schliesslich das Requiem von Duruflé, der sich mit diesem Werk - mit den Attributen der Spätromantik und des Impressionismus versehen – auf eine musikalische Reise begibt, die mit gregorianischer Polyphonie beginnt und an seinem Übervater Fauré vorbei in einen manierierten Impressionismus führt. Und dies zur absoluten Unzeit, nach Schönberg und Stravinsky, und gleichzeitig mit dem frühen Stockhausen. Ein einmaliges Werk zur Vorgeschichte der Postmoderne, der musikalischen Esoterik, und nur mit Messiaen vergleichbar.

Das Vokalensemble entstand 1994 unter dem Namen «La Cantapella Helvetica» unter der Leitung von Christoph Cajöri. Seit 2002 leitet Karl Scheuber das Ensemble, welches aus circa 20 Sängerinnen und Sängern besteht. Jährlich wird ein Projekt erarbeitet und an verschiedenen Orten der Schweiz, auf Einladung von Konzertveranstaltern und Konzertreihen, aufgeführt. Das vielseitige Ensemble stellt sich ungewöhnliche Aufgaben und legt seinen Schwerpunkt auf neuere und neueste Musik.

Johanneskirche Bern
Sonntag, 22. Oktober 2006, 17.00 Uhr
1.Orgelkonzert: «Zeit und Unzeit»
Vokalensemble CANTAPELLA
Karl Scheuber, Leitung
Stefan Johannes Bleicher, Orgel (Winterthur)
Werke von H. Purcell, C. Gesualdo, M. Duruflé (Requiem) u.a.
Eintritt frei, Kollekte am Ausgang
www.cantappella.ch

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