g26.ch

25.7.06

Unspunnen - Die «Olympiade der Schweizer Volksbräuche»

Das Fest, welches nur alle zwölf Jahre ausgetragen wird, nennt sich im Volksmund auch «Olympiade der Schweizer Volksbräuche». Vom 1. bis 3. September findet die 9. Auflage in Interlaken statt.

Drei Tage lang wird das Bödeli zur eindrücklichen Kundgebung des schweizerischen Brauchtums. Die starken Mannen werden den Unspunnenstein stossen, sich im Schwingen messen, fröhliche Frauen, Männer und Kinder in ihren schmucken Trachten tanzen, musizieren, singen und jodeln - zur eigenen Freude und zum Vergnügen aller Gäste. Höhepunkt des dreitägigen Trachten- und Alphirtenfestes ist der grosse Festumzug entlang der Höhematte in Interlaken.

Bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatten auf der Burgwiese zu Unspunnen Feste der Versöhnung und der Freundschaft stattgefunden. Es galt, Spannungen und Gegensätze - vornehmlich zwischen Stadt und Land und zwischen Regierenden und Regierten - abzubauen. Ähnlich war es auch kurz vor dem ersten traditionellen Unspunnenfest im Jahre 1805: Die Berner Oberländer hatten sich schon früher immer wieder gegen die stadtbernische Vorherrschaft aufgelehnt. Sie wollten selbstständig sein und bildeten deshalb zwischen 1798 und 1803 in der Helvetischen Republik einen eigenen Kanton. Daraufhin organisierte der bernische Schultheiss, Niklaus Friedrich von Mülinen, das erste Unspunnenfest, um die Ländler und Städter zu versöhnen. Die Erfüllung dieses Wunsches blieb ihnen allerdings versagt. Der gegenseitige Missmut verstärkte sich sogar noch bis in die Zeit des Wiener Kongresses (1815).

In kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht hingegen wurden die ersten Unspunnen- feste ein grosser Erfolg. Sie begründeten den Weltruf des Fremdenverkehrsortes Inter-laken. Die grossen Landesverbände der Schwinger, Jodler und Alphornbläser, aber auch die Heimatschutzbewegung mit der Schweizerischen Trachtenvereinigung, verdanken ihren wesentlichen Ursprung dem Unspunnenfest. Die Feste folgten aber nicht wie ursprünglich geplant «alle zwei, drei Jahre». Der Geist von Unspunnen wurde erst knapp ein Jahrhundert später, im Jahre 1905, wieder wach. Damals wurde die Jahrhundertfeier als Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest organisiert.

Seine eigentliche Auferstehung fand das farbenprächtige Kulturereignis erst im Jahre 1946: als Schweizerisches Trachten- und Alphirtenfest. Es stand im Zeichen des Friedens, auf den man nach den schweren Kriegsjahren so innig hoffte. Ehrengast war damals General Guisan. Nach 1946 wurde das Unspunnenfest regelmässig wiederholt: 1955, 1968, 1981 und 1993.

Das Interesse und die Besucherzahlen stiegen wieder an und jede der Veranstaltungen wurde ein durchschlagender Erfolg. Unwetterbedingt musste letzten Herbst das Jubiläumsfest verschoben werden.

Gemeldet waren 5000 aktive Trachtenleute, 2000 Jodlerinnen, Jodler, Fahnenschwinger und Alphornbläser, 200 aktive Schwinger und Steinstösser. 10 000 Zuschauer finden in der Schwinger-Naturarena Platz und 70 000 Besucher werden entlang der Umzugsroute erwartet. Nebst 200 Medienschaffenden aus der Schweiz sollen auch 100 Journalisten im Ausland vom Fest berichten und für den Tourismus in der Schweiz und im Berner Oberland im besonderen werben.

www.bielertagblatt.ch Markus Dähler 24.07.2006
www.unspunnenfest.ch

Powered by Blogger