850 Jahre Freiburg
Die Zähringerstadt Freiburg feiert ihr 850-jähriges Bestehen – ein Stadtrundgang.
Auswärtige Protestanten wie Villars und Cardinal haben die Symbole von Freiburgs Wirtschaft geschaffen. Politisch war die Stadt bis weit ins 20. Jahrhundert in katholischer Hand. Die Tageszeitung wird noch heute von Nonnen herausgegeben.
«Freiburg war fest in katholischer Hand», sagt Steinauer und bleibt vor dem Gebäude der Druckerei Saint-Paul am Boulevard de Pérolles stehen. Dort gründete der Priester Joseph Schorderet 1871 die katholisch-konservative Zeitung «La Liberté». Um seine Vision einer Theokratie und einer autarken Wirtschaft zu verwirklichen, holte Schorderet Nonnen vom Lande als Typografinnen in die Druckerei. Die «paulettes» waren damals eine skandalerregende Neuheit – und äusserst günstige Arbeitskräfte. «Modern und erzkonservativ zugleich», sagt Jean Steinauer über den Gründer der Schwesterngemeinschaft, welche das Geschäft später übernahm und noch heute die «Liberté» herausgibt. Das ist einzigartig in der Schweiz.
Andere religiöse Orden und Kongregationen, die das Quartier hinter der Druckerei bevölkerten, boten Unterricht an und waren in Spitälern und Heimen sozial tätig. So waren in Freiburg Teile der Wirtschaft, Schule, Presse und Klerus unter einem Dach vereint. «Die Macht war konzentriert, sie musste nur noch organisiert werden», sagt Steinauer über die Verquickung von Kirche und Staat. Doch der Katholizismus trat nicht mehr so aggressiv in Erscheinung wie im Freiburg des 16. und 17. Jahrhunderts, als die Jesuiten das von der Reformation eingeschlossene Freiburg kontrollierten. Steinauer nennt für jene Zeit erstaunliche Zahlen: «Im Jahr 1650 kamen 2000 Kleriker auf 5000 Einwohner. Man konnte die Soutanen kaum mehr zählen.»
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