g26.ch

2.6.06

Von der Pelztasse zum geschmähten Oppenheim-Brunnen

Die Pelztasse und Man Rays Aktfotos haben die junge Schweizer Surrealistin Meret Oppenheim in den 30er-Jahren weltberühmt gemacht.

Im Kunstmuseum Bern ist ab Freitag die umfassendste je in der Schweiz gezeigte Retrospektive zu sehen. Rund 220 Gemälde, Zeichnungen und Objekte geben Einblick in ihr vielfältiges Schaffen.

Meret Oppenheim hat zeitlebens die Gemüter erhitzt. Zuletzt mit ihrer Brunnen-Skulptur für den Berner Waisenhausplatz 1983. Als Schandmal, Pissoir, Fabrikschlot oder Minarett – kurz als deplatziert – wurde der säulenartige Brunnen in gehässigen, kunstfeindlichen Polemiken bezeichnet.

Die eigens wegen des Oppenheim-Brunnens gegründete Vereinigung «Heit Sorg zu Bärn» forderte gar eine Versetzung desselben in den Bremgartenfriedhof oder ins Marzili-Bad. Doch der Brunnen ist geblieben und zeigt sich nun im Sommer von wucherndem Moos und Gras, im Winter von Eis überzogen.

Meret Oppenheim, die unter den Feindseligkeiten gelitten hatte, war nicht nachtragend. Nach ihrem Tod 1985 überliess sie einen Drittel ihres Nachlasses dem Kunstmuseum Bern. Mit diesem reichen Grundstock, späteren Ankäufen und Leihgaben konnte nun die Retrospektive «mit ganz enorm wenig viel» realisiert werden.

www.swissinfo.org Susanne Schanda 01.06.2006
Meret Oppenheim

Powered by Blogger