«Christophorus»
Der Berner Bahnhofplatz ist wieder um ein Kunstwerk ärmer. Gestern wurde Bernhard Luginbühls «Christophorus» entfernt. Im Gegensatz zum gleichnamigen Vorgänger blieb die Figur diesmal ganz.
Mit ihrem ersten «Christophorus» gingen die Berner grob um. Die zehn Meter hohe Holzfigur, die vorher 350 Jahre im Christoffelturm gehaust hatte, musste im Jahr 1865 dem neuen Bahnhofplatz weichen. Der Koloss wurde im Namen des Fortschritts geköpft, gevierteilt und – mit Ausnahme des Kopfes und der Füsse – verbrannt. Kaufangebote hatten zwar vorgelegen, die Gemeindeversammlung zog es jedoch vor, die Figur als Brennholz der Armenpflege zu überlassen.
Als Mahnmal für einen derart kopflosen Umgang mit Kunst schuf der Berner Eisenplastiker Bernhard Luginbühl 130 Jahre später seine Version des «Christophorus»: Eine sieben Meter hohe, fünf Tonnen schwere Stahlkonstruktion, zusammengesetzt aus Rädern, Gabelschlüsseln, Schienen und überdimensionierten Flügelmuttern.
Acht Jahre lang stand die Figur hinter der Heiliggeistkirche im Velo- und Mofa-Salat. Nun muss auch sie einem Modernisierungsschub weichen: der erneuten Umgestaltung des Bahnhofplatzes – sie wurde letzte Nacht entfernt und in den Skulpturenpark in Mötschwil abtransportiert.
Bernhard Luginbühl
Bernhard Luginbühl (Wikipedia)
Christoffelturm
Christoffelturm (Wikipedia)
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