Bern-Schwarzenburg-Bahn wird 100
Das Regionalmuseum Schwarzwasser widmet der Bern-Schwarzenburg-Bahn eine Ausstellung.
In den 1920er-Jahren war es die Elektrifizierung, während dem zweiten Weltkrieg der Sparzwang und in den 1960ern ein Busprojekt: Mehrfach schon drohte der Bahnlinie Bern– Schwarzenburg das Aus.
Der Fortschritt kam in einer Dampfwolke: Ende Mai 1907 rollte der erste Zug von Bern nach Schwarzenburg. Rund eineinhalb Stunden brauchte er für die Reise, talwärts dann ging es etwas schneller. Beziehungsweise: noch schneller – immerhin hatte die Reise mit der Kutsche jeweils drei Stunden beansprucht. Zudem fuhr die Eisenbahn täglich sechsmal von der Bundesstadt nach Schwarzenburg – doppelt so oft wie zuvor der Kutschenbetrieb.
«Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Schwarzenburgerlandes bedeutete die neue Errungenschaft den Anschluss an die weite Welt», sagte Ursula Messerli, Präsidentin des Regionalmuse-ums Schwarzwasser, gestern vor der Presse. Denn: Erst mit der Eisenbahn konnte das Schwarzenburgerland – das übrigens erst im Jahr 1832 mittels einer festen Steinbrücke über das Schwarzwasser mit Bern verbunden worden war – seine Güter auf die grösseren Märkte transportieren.
Heute befördert die Bahnlinie Bern–Schwarzenburg als Teil der S-Bahn-Verbindung S2 Schwarzenburg–Bern–Langnau jährlich 2,1 Millionen Passagiere; der Bahnhof Schwarzenburg verzeichnet täglich 2100 Ein- und Ausstiege. Und falls der vorliegende Fahrplanentwurf umgesetzt wird, fährt die Bahn ab kommendem Dezember im Halbstundentakt. «Das wäre enorm», sagte Ursula Messerli, «heute haben wir in Bern nämlich ziemlich unangenehme Umsteigebedingungen».
Ob mit oder ohne Takt: Dass die Bahnlinie noch existiert, ist, wie der aktuellen Ausstellung des Regionalmuseums zu entnehmen ist, gar nicht so selbstverständlich: Zum erstenmal drohte ihr nämlich schon in den 1920er-Jahren das Aus, als sich die Elektrifizierung aufwändiger gestaltete als angenommen. Während des Zweiten Weltkriegs dann «wackelte die Bahn mehrfach», so Messerli, «weil gespart werden musste». Und als in den 1960ern der Bau einer neuen Eisenbahnbrücke übers Schwarzwasser nicht mehr vertagt werden konnte, wurde der Umstieg auf einen Busbetrieb evaluiert.
Ausstellung Regionalmuseum Schwarzwasser, Leimern 5, Schwarzenburg. Mai–November: Sonn- und Feiertage, 14–17 Uhr; Juli–August: zusätzlich Mi und Sa 14–17 Uhr.
Die Eisenbahn-Ausstellung in Schwarzenburg zeigt auch ein 100-jähriges Coupé der dritten Klasse.
Manu Friederich
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